Ein archaisches Vergnügen
Der Mann und die Jagd gehören von Alters her zusammen. Natürlich jagen heute auch Frauen – und das ist gut so, denn echte Frauen dürfen ruhig auch Männerdinge tun. Aus bestimmten Gründen neigen jedoch Männer stärker dazu, eine Waffe in die Hand zu nehmen, um für ein leckeres Essen zu sorgen.
Des Jägers Ursprung liegt entfernt, dem Paradiese nah:
Unbekannter Dichter
Da war kein Kaufmann, kein Soldat,
Kein Arzt, kein Pfaff‘ noch Advokat –
Doch Jäger waren da…
In der Zeit der Jäger und Sammler war das Jagen Männersache. Alle gefährlichen Dinge sind Männersache, weil es im Hinblick auf die Fortpflanzung weniger schlimm ist, wenn ein Mann stirbt, als wenn eine Frau stirbt. Es gibt ja leider immer noch allerhand Jäger, die Frauen das Jagen am liebsten verbieten würden. Daran liegt es aber nicht, dass es viel weniger Jägerinnen als Jäger gibt. frauen, die jagen wollen, tun das meist auch, egal, was „männliche“ Jäger sagen. Es ist einfach so, dass der Jagdtrieb bei Männern stärker ausgeprägt ist als bei Frauen.
Eine archaische Verbindung
Der Jagdtrieb steckt vermutlich in so ziemlich jedem Mann. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Faszination, die schnelle Autos auf Männer haben, im Grunde eine Folge des Jagdtrieb sei: Um erfolgreich zu jagen, muss man schnell sein. Daher liebten Männer früher schnelle Pferde und heute schnelle Autos. Und das gilt sicherlich auch für schnelle Motorräder.
Auch der unselige Zwang, beim Autofahren ständig den jeweiligen Vordermann überholen zu müssen, liegt wohl im Jagdtrieb begründet. Das ist bei Männern ja auch stärker ausgeprägt als bei Frauen. Zweifelsohne sind der Mann und die Jagd in dieser Ausprägung eine weit gefährlichere Sache für die Mitmenschen, als wenn der Mann seinen Jagdtrieb in der ursprünglichen Form ausleben. Bei den allermeisten Jagdunfällen kommen nämlich nur Jäger zu Schaden. Und die meisten davon wiederum haben nichts mit Schusswaffen zu tun, sondern sind Stürze vom Hochsitz.
Der Mann und die Jagd im Alltag
Man teilt uns Männer ja manchmal in Jäger und Sammler ein. Sammelnde Frauen mögen ja Sammlerinnen sein, denn im Paläolithikum, der Altsteinzeit, war das Sammeln Frauensache. Wenn aber ein Briefmarkensammler um die halbe Welt reist, um eine bestimmte Briefmarken zu bekommen, dann ist das mit den Sammeltrieb nicht mehr erklärbar. Auch das Pilze sammeln zum Beispiel kann durchaus jägerische Züge annehmen, manche Pilzsammler sprechen ja auch von der Pilzjagd.
Auch bei der Arbeit zeigt sich lässt sich übrigens der Jagdtrieb bei Männern beobachten: Die typische Arbeitsweise eines Mannes besteht darin, einzelne Projekte zielstrebig zu bearbeiten und abzuschließen – so wie man ein Stück Wild verfolgt und erlegt. Damit hat übrigens auch die Akquise von Kunden viel Ähnlichkeit und liegt daher Männern gut. Im Verfolgen einzelner Ziele liegt auch der Tunnelblick des Mannes begründet. Frauen haben – im wörtlichen und übertragenen Sinne – die Augen überall, das ist das berühmte Multitasking der Frauen. Sie können gut komplexe Systeme am Laufen halten. Sei es der Haushalt oder ein Unternehmen. Die Damen der Steinzeit mussten nämlich beim Sammeln ihre Augen überall gleichzeitig haben, zumal sie dabei auch noch auf die Kinder aufpassen muss.
Der Mann und die Jagd im eigentlichen Sinne
So richtig ausleben lässt sich der männliche Jagdtrieb natürlich auf der Jagd. Der Mann und die Jagd im eigentlichen Sinne zeigen vieles, was man schon bei Steinzeitjägern beobachten kann. Moderne Waffen und Allradautos hin, Nachtsichttechnik und Handy her: Ein paar Jäger, die zusammen eine kleine Drückjagd machen, gleichen auch heute noch einen Trupp Steinzeitmenschen, die ein Mammut erlegen wollen.
Bei der Jagd findet der Mann beides, das erfolgreiche Teamwork und den einsamen Triumph. Man kann gemeinsam oder alleine jagen. Und man kann nach der Jagd unter Männern essen und trinken – und sich die Hucke volllügen. Letzteres nennt man Jägerlatein.
Der Mann und die Jagd – heute hat das noch andere Aspekte. Das Eintauchen in die Steinzeitwelt der Jagd ist ein psychischer Ausgleich zum postmodernen Alltag. Draußen auf der Jagd findet man Ruhe, frische Luft und körperliche Betätigung. Beim Hochsitzbau und anderen Revierarbeiten kann man bauen und gestalten. Je nach Geschmack im Team oder alleine.
Die Sache mit dem Töten…
Der Philosoph Jose Ortega y Gasset sagt in seinen „Meditationen über die Jagd“, dass das Jagderlebnis nur um den Preis des Tötens zu haben ist. Das Wild zum Beispiel nur zu fotografieren ist nicht dasselbe, auch wenn man die gleichen Methoden angewendet hat, die auch ein Jäger anwendet, um zu Schuss zu kommen. So gesehen würde aber das Wild für das Vergnügen des Jägers sterben.
Wir jagen nicht, um zu töten, sondern töten, um gejagt zu haben.
Jose OrtegA y Gasset
Nun ist es tatsächlich ein Wahnsinnsgefühl, wenn man Beute gemacht hat. Das ist etwas Archaisches: Die Befriedigung des Jagdtriebs kommt wohl daher, dass ein Steinzeitjäger mit seiner Beute wieder einmal für eine gewisse Zeit die eigene und die Existenz der Seinen gesichert hat. Und das Essen für uns zur Rechtfertigung der Jagd: Um etwas zu essen, muss man es vorher töten. Ob wir das selbst tun oder jemandem anders überlassen – machen wir uns dessen schuldig. Es geht aber nicht anders in dieser gefallenen Welt. Nach einem meiner (bei anderen Leuten nicht immer) beliebten Sprüche halte ich mich an die Regel:
Ich töte nichts – es sei denn, es greift mich an oder ich will es essen.
einer von Fokkos (bei anderen Leuten nicht immer) beliebten Sprüche
Dazu kommt – das gilt aber nicht nur für den Jäger, sondern für jeden der Wild ist: Ein Stück Wild hat ein Leben gehabt, sogar ein einigermaßen artgerechtes. Bis zu Deinem Schuss war es mehr oder weniger glücklich, im Gegensatz zu einem Stück Nutzvieh, dass der Kopfschlächter für Dich umgebracht hat.
Der Man und die Jagd – Und nun?
Der Mann und die Jagd – schön und gut. Wie bekommt der Mann nun aber Zugang zur Jagd? Darüber wird in einem anderen Artikel zu sprechen sein. Vorab nur soviel: Das Geld ist dabei nicht das größte Problem.
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