Wird des Mannes liebstes Spielzeug tatsächlich elektrisch?

Das liebste Spielzeug des Mannes ist meist immer noch sein Auto. Oder sein Motorrad. Und die sollen bis 2030 durch Elektroauto und – noch schauderhafter – Elektromotorrad ersetzt werden. Es ist aber mehr als fraglich, ob das so funktioniert. Die technische Realität fragt nämlich nicht nach Wunschvorstellungen von Menschen, die glauben, alles, was sie gerne irgendwie hätten, wäre auch so.

Das Elektroauto – ein tot geborenes Kind

An sich ist der Elketroantrieb der beste Antrieb für Fahrzeuge. Warum das so ist und warum es bei der Eisenbahn sehr gut aber bei Autos nicht funktioniert. habe ich auf meinem Bikeblog in diesem Artikel erläutert.

Das Elektroauto ist ein tot geborenes Kind, genauer gesagt, eines, das als Zombie immer wieder mal auftaucht. Seine besten Tage hat es hinter sich. Die waren nämlich Anfang des letzten Jahrhunderts. Tatsächlich war damals der Anteil der Elektroautos an den Autos insgesamt sehr viel höher als heute.

Elektroauto ca. 1916
Elektroauto von Hopkins ca. 1916: E-Autos waren vor dem Ersten Weltkrieg ähnlich verbreitet wie benzingetriebene, verschwanden jedoch, als elektrische Anlasser üblich wurden (Bild: Historisch)

Das lag daran, dass man Verbrennungsmotoren damals noch ankurbeln musste. Wer schon mal versucht hat, ein großvolumiges Motorrad mit dem Kickstarter in Gang zu setzen, weiß, dass dazu viel Kraft erforderlich ist. Und dass es nicht ungefährlich ist. Mit dem Ankurbeln verhält es sich genauso. Und deswegen scheuten damals viele Leute die Verbrenner-Autos. Als aber um 1920 der Elektrostarter Standard wurde, verschwanden die Elektroautos sang- und klanglos.

2020 sollten bereits 1 Million Elektroautos auf unseren Straßen rollen. 2022 erst wurde diese Zahl erreicht, aber auch nur, wenn man die Plug-in-Hybride mitzählen. Das echte Elektroauto bringt es noch nicht einmal ganz auf 630.000.

Der Verbraucher kauft nichts Unbequemes

Dass sich das Elektroauto nicht so durchgesetzt hat wie man sich das 2008 vorgestellt hat, kommt nicht von ungefähr. Einer der Altmeister der Verbrennungsmotorentechnik, Fritz Indra, bringt es auf den Punkt: Der Verbraucher, so erklärt er, kaufe nichts, was schlechter ist als das, was er hat. Und das ist das Elektroauto eben – im Hinblick auf Reichweite und Ladezeit der Batterie.

Elektrisches Taxis zu Kaisers Zeiten
Elektrisches Taxi 1904: Auch in diesem, eigentlich für den Elektroantrieb gut geeignten Einsatzbereich setzten sich Verbrennungsmotoren durch (Bild: Bundesarchiv, Bild 183-1990-1126-500 /Lizen: CC-BY-SA 3.0)

Offenbar ist doch aber die Autoindustrie überzeugt, dass das Elektroauto Zukunft hat – oder nicht? Schließlich soll ja die Produktion der Autobauer umgestellt werden und die so genannten Stromer werden fleißig beworben. Fritz Indra, Insider, weil er immer noch als Berater in der Autoindustrie tätig ist, erklärt auch dieses Phänomen: Es liegt am Dieselskandal. Weil die Autohersteller hier die Regierung belogen haben, glaubt man ihren Argumenten nicht mehr. „Wer einmal lügt…“ Und daher werden sie gezwungen, Elektroautos zu bauen, obwohl sie jede Menge stichhaltige Argumente gegen diese Technik vorlegen konnten.

Elektroauto, Wasserstoff und Co.

Es gibt tatsächlich genügend technische Argumente gegen so ziemlich alle Alternativen zum Verbrennerauto. Zwar wurden bei der Technik der Batterien graduelle Fortschritte im Hinblick auf Reichweite und Ladedauer erzielt. Aber eben nur graduelle, keine grundsätzlichen.

Wasserstoff, die scheinbar sauberste und eleganteste Lösung, wirft zwei erhebliche Probleme auf. Zum einen ist sein Molekül so winzig klein, dass es zwischen den Metallatomen einer herkömmlichen, stählernen Behälterwand hindurch schlüpft. Man kann ihn also nicht wie etwa Propangas in herkömmlichen Gasflaschen aufbewahren.

Elektroauto: Milkfloat in London
Elektrische Milchautos gehörten in England früher zum Straßenbild – Auch sie sind verschwunden… (Bild: TARS631/Lizenz: PD mit Namensnennung)

Zum anderen enthält Wasserstoff sehr wenig Energie pro Volumen. Damit von diesem Gas genug für eine vernünftige Fahrstrecke in den Tank passt, muss man es gewaltig komprimieren. Und zwar auf ungefähr 800 bar, was schon mal einen Haufen Energie braucht. Energie, die dann in nicht oder nur sehr schlecht zu nutzende Wärme umgewandelt wird.Man braucht zudem aus diesen beiden Gründen eine aufwändige Behältertechnologie, die den Tank eines Wasserstoffautos schwer und teuer macht.

Erdgas – das man auch mithilfe von grünem Strom synthetisch erzeugen kann – ist da schon besser. Aber trotzdem problematisch. Auch hier braucht man ungefähr 400 bar, damit man entsprechend viel davon in einen Autotank bekommt. Erdgastankstellen sind daher ebenfalls technisch aufwändig und Energiefresser. Und teuer. Beide Arten sind daher selten und damit unbequem für den Autofahrer, der dann doch lieber beim Benziner oder Diesel bleibt.

Sowohl Wasserstoff als auch Erdgas kann man in Verbrennungsmotoren nutzen oder mit Brennstoffzellen Strom daraus erzeugen. Erdgasmotoren funktionieren im Prinzip wunderbar, beim Wasserstoff gibt es da gewisse Probleme. Brennstoffzellen sind schwer, teuer und haben keinen besonders guten Wirkungsgrad. Also alles nicht das Gelbe vom Ei – nichts, was sich der Verbraucher freiwillig antut. Weil es wenig Wasserstoff- und Erdgasautos gibt, baut kaum jemand die passenden, teuren Tankstellen. Und weil es wenig Tankstellen dafür gibt, kauft kaum jemand ein Wasserstoff- oder Erdgasauto.

Eine offenbar übersehene Tatsache

Das Aus für Verbrennungsmotoren im Jahre 2030 ist eine beschlossene Sache. Und genauso ein tot geborenes Kind wie das viel gelobte Elektroauto. Es wird doch wohl niemand ernsthaft glauben, dass sich die -zig oder gar Hunderte Milliarden schwere Mineralölindustrie so schlicht und einfach ihre Geschäftsgrundlage entziehen lässt?

Streetscooter
Der Streetscooter der Post: Ein klassischer Schuss in den Ofen… (Bild: Superbass/Lizenz: CC-BY-SA-4.0)

Die FDP hat nämlich – ob bewusst oder unbewusst – die Grünen hier gewaltig ausgetrickst. Denn die liberale Partei hat in letzter Minute noch eine kleine, aber wesentliche Änderung an der EU-Vorgabe zum Verbrenner-Aus 2030 durchgesetzt. Zu vermuten, dass hier die Mineralölindustrie an den Drähten gezogen hat, wäre nun spekulativ – aber Tatsache ist, dass diese Änderung ihr gewaltig nutzt.

Diese kleine Änderung also, welche von der FDP in letzter Minute durchgesetzt wurde, wurde in ihrer Tragweite von den Gegnern der Verbrennungsmotoren offenbar nicht erkannt. Es soll in der Tat 2030 Schluss mit Verbrennungsmotoren sein – aber es wird geprüft, ob das dann nur für solche gelten soll, die nicht mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden können.

Was man nun vielleicht nicht weiß, wenn man denkt in den Batterien von Elektroautos wären Kobolde am Werk: Synthetische Kraftstoffe sind dafür gedacht und gemacht, herkömmliches Benzin und Diesel eins zu eins zu ersetzen. Anders ausgedrückt: Jeder Verbrennungsmotor läuft auch mit synthetischen Kraftstoff. Und wird – so die Änderung durchgesetzt wird – damit vom Verbot ausgenommen. Noch besser: Es steht nirgends geschrieben, dass herkömmliche Kraftstoffe nicht weiterhin hergestellt und verwendet werden dürfen.

Synthetische Kraftstoffe statt Elektroauto – Eine Utopie?

Natürlich ist die Sache mit den synthetischen Kraftstoffen als Alternative zur Elektromobilität auch in Regierungskreisen bekannt. Hier aber argumentiert, dass diese einen schlechteren Well-to-Wheel-Wirkungsgrad hätten als das Elektroauto. Diese Argumentation greift aber zu kurz.

Solar-Wärmekraftwerk
Ein Solar-Wärmekraftwerk in Spanien: In sonnenreichen Gegenden kann man gewaltige Mengen von Strom mit „solargeheizter“ Dampfkraft gewinnen (Bild: Solúcar/Lizenz: CC BY 2.5)

Wenn man regenerative Energiequellen wie Wind und Sonne benutzt, spielt der Wirkungsgrad nämlich eine untergeordnete Rolle. Denn Wind und Sonne gibt es weltweit mehr als genug. Man kann kann EFuels – wie man diese Kraftstoffe nennt – also problemlos da herstellen, wo es Sonne satt gibt. Genauso wie man sie problemlos im Tank eines Autos mitführen kann, können synthetische Kraftstoffe nämlich auch mit Tankern und durch Pipelines transportiert werden. Man kann sie daher dort erzeugen, wo Sonne im Überfluss vorhanden ist und mit bereits vorhandener Technik zu den Märkten bringen.

In Wüstengegenden benötigt man keine Solarzellen. Hier funktionieren Solarwärmekraftwerke wunderbar. Ein Vorteil dieser Technik besteht darin, dass nur der Dampferzeuger sozusagen neu ist. Der Rest der Technik gleicht der eines herkömmlichen Wärmekraftwerks.

Und die Praxis?

Man kann die Geschichte von der menschengemachten Klimakatastrophe glauben oder nicht. Aber auf die Dauer werden wir um die erneuerbaren Energiequellen nicht herumkommen: Kohle ist sowieso endlich. Aber auch bei Erdöl und Erdgas müssen wir derzeit immer noch davon ausgehen, dass irgendwann damit Schluss ist. Es spricht zwar dies und das für die Theorie der abiotischen Entstehung dieser fossilen Brennstoffe, aber verlassen kann man sich darauf noch lange nicht.

Man darf also davon ausgehen, dass die großen Mineralölkonzerne bereits an synthetischen Kraftstoffen für die Zeit nach dem Öl arbeiten. Das Premium-Benzin VPower von Shell ist beispielsweise bereits ein synthetischer Kraftstoff. Es wird aus Erdgas, also aus Methan hergestellt. Abgesehen davon, dass man Methan, welches dann Wind- oder Sonnengas heißt, jederzeit auch mithilfe von elektrischem Strom aus regenerativen Quellen erzeugen kann: Es existieren auch schon Technologien, mit denen man beliebige Kohlenwasserstoffe mithilfe von elektrischem Strom erzeugen kann. Näheres darüber findet sich übrigens auf Fokkos Bikeblog.