Jägerprüfung, Jagdschein, Jagderlaubnis oder was?
Jagen war früher das Privileg weniger, nachdem der Adel sich das alleinige Jagdrecht unter den Nagel gerissen hatte. Vorher war es das Recht eines jeden freien Mannes gewesen. Seit der Revolution von 1848 kann wieder jeder Jäger werden, mittlerweile gibt es da jedoch einige Hürden. Dabei ist die finanzielle Seite noch nicht mal ein wirkliches Problem.
„Ich werde jetzt den Jagdschein machen,“ sagte eine mir gut bekannte Frau mal am Mittagstisch im Kreise der Familie. „Du spinnst doch,“ sagte daraufhin ihre Mutter, „das ist doch nichts für Leute wie uns!“
Jäger werden – Das Geld ist nicht das Problem
Auf die Jagd zu gehen – das ist in der Vorstellung mancher „kleiner Leute“ wohl immer noch oft das Privileg der „besseren Leute“. Das stimmt natürlich nicht, denn auch vor dem Jagdgesetz sind – zumindest in der Theorie unserer Verfassung – alle gleich. O.k., irgendwie sind die Jäger schon gewissermaßen so eine Art elitärer Club. Allerdings besteht die Aufnahmeprüfung in diesem Club lediglich darin, sich hinein zu trauen. Ist man einmal drin, geht es dort recht volkstümlich zu. Jäger werden, das ist etwas für jeden richtigen Mann, egal ob er Schlosser oder Professor ist.
Natürlich gibt es da noch finanzielle und rechtliche Hürden, die überwunden werden wollen, bis man zum ersten Mal mit der Büchse auf den Hochsitz klettert. Bis dahin muss der angehende Waidmann zunächst so manchen Euro lockermachen. Vier-, fünf- oder sechstausend Euro können – einschließlich einer Erstausrüstung – im Laufe des dreiviertel Jahres, die es dauert, da schon zusammengekommen. Das ist aber nicht besonders viel, wenn man bedenkt, was Männer oft für Autos oder Motorräder ausgegeben. Und auch nicht vor dem Hintergrund, was sie für andere Hobbys investieren.
Ganoven können keine Jäger werden
Das wichtigste, wenn man Jäger werden will, ist ein blütensauberes polizeiliches Führungszeugnis. Wer da dunkle Flecken drin hat, kann das (legale) Waidwerk vergessen, bis diese gelöscht sind. Nur mit einem sauberen polizeilichen Führungszeugnis kann man einen Jagdschein und die notwendige waffenrechtliche Erlaubnis bekommen.
Und auch, wenn man den Jagdschein schon hat, darf man nichts mehr anstellen. Man muss nämlich jedes Mal, wenn man wieder einen Jagdschein löst, ein polizeiliches Führungszeugnis bringen bzw. die ausstellenden Behörde fordert dieses an.
Man darf sich noch nicht einmal besoffen mit dem Auto erwischen lassen. Dann ist der Jagdschein nämlich weg. Das ist auch in Ordnung so, denn – auch wenn ich das zugegebenermaßen selbst auch mal anders gedacht habe – es ist kriminell und asozial, sich in ein Auto oder auf ein Motorrad zu setzen, wenn man nicht hundertprozentig klar im Kopf ist. Und wer sowas tut, sollte keine Waffe in die Hand bekommen. Und schon gar nicht damit auf Tiere schießen dürfen.
Das Geschwätz vom „Grünen Abitur“
Man hört immer mal wieder, dass die Prüfung, die man ablegen muss, wenn man ein Jäger werden will, mit dem Abitur verglichen wird. O.k., wenn man sich anguckt, was heute so alles studiert, könnte man tatsächlich meinen, dass man den Zugang zur Universität heute mit einem Abendkurs und einer Multiple-Choice-Prüfung erlangen könnte.
Spaß beiseite, so ist das Gerede vom „Grünen Abitur“ nicht gemeint: Es soll tatsächlich aussagen, dass die Jägerprüfung in puncto Schwierigkeit mit einem richtigen Abitur zur vergleichen sei. Mit dem, wie es früher einmal war. Als ein Lehrer noch nicht fürchten musste, von den Eltern verklagt zu werden, wenn er einem noch so riegeldummen Kind keine Gymnasialempfehlung gibt.
Wenn man ein Jäger werden will, muss man sich für die Jägerprüfung lediglich Fakten merken können. Man muss keine Zusammenhänge verstanden haben, wie das etwa in der Mathematik und der Physik der Fall ist. Genau das ist bei der Jägerprüfung ein Problem für mich persönlich gewesen. Stur auswendig zu büffeln ist halt nicht meins. Allerdings habe ich festgestellt, dass man zum Beispiel die Zusammenhänge zwischen Jahreszeit, Setzzeiten, Tragedauer und Paarungszeit der verschiedenen Wildarten betrachten kann, um sich diese zu merken. Oder die Logik verstehen, die hinter den verschiedenen Regelungen des Jagd- und Waffenrechtes steckt. Das muss man aber nicht, es reicht auch, wenn man das alles stur büffelt.
Die Jägerprüfung früher und heute
Als ich meine Jägerprüfung machte, gab es in Württemberg noch keine Multiple-Choice-Jägerprüfung. Man musste den Stoff so beherrschen, wie man ihn früher für eine Klassenarbeit in der Schule drin haben musste. Wie bei den Klausuren beim Studium gab es als Anhaltspunkt dafür, was einen erwartete, nur Prüfungen aus vergangenen Jahren.
Heute gibt es auch bei uns Multiple-Choice-Jägerprüfungen mit einem feststehenden Fragenkatalog, den man sogar als App fürs Smartphone bekommen kann. Man kann jetzt also so vorgehen, wie ich es bei diversen Multiple-Choice-Prüfungen wie etwa der Führerscheinprüfung gemacht habe: Man büffelt so lange mit dem Fragenkatalog, bis einem jede Frage bekannt vorkommt. Vor allem die Fragen, bei denen man sich leicht vertun kann, weil sich richtige und falsche Antworten stark ähneln oder andere Fallen drin stecken. Das hat bis jetzt jedesmal geklappt.
Ein kleines Problem gibt es aber trotzdem noch: die mündlich-praktische Prüfung. Hier werden allerhand theoretische Fragen gestellt, man muss Gehölze und dergleichen erkennen und Dinge aus der Waffenhandhabung praktisch vorführen. Dabei können die Prüfer im Prinzip fragen, was sie wollen.
Früher zählten die schriftliche und die mündlich praktische Prüfung im Verhältnis drei zu zwei zu einer theoretischen Note. Das bedeutete, dass man bereits gewonnen hatte, wenn man im Schriftlichen etwa eine Drei erzielt hatte. Vorausgesetzt, es passierte im mündlich-praktischen Teil nichts, was unabhängig von der Note das sofortige Durchfallen zur Folge hatte: Wenn man etwa bei der Waffenhandhabung einen Prüfer ins Kanonenrohr blicken ließ.
Heute muss man sowohl das Schriftliche als auch das Mündliche für sich jeweils mit einer Vier bestehen. Und daher sollte man den Stoff einigermaßen drin haben und nicht nur den Fragenkatalog kennen.
Außerdem muss man, wenn man Jäger werden will, noch eine Schießprüfung ablegen. Auch diese muss separat bestanden werden, ein Ausgleich ist nicht möglich. Man muss auch die Anforderungen für das Schießen mit der Büchse und das Schießen mit der Flinte jeweils separat erfüllen.
Ist das Durchfallen bei der Jägerprüfung eine Katastrophe?
Früher war das Durchfallen bei Jägerprüfung in der Tat eine mittlere Katastrophe. Die Prüfung fand nämlich nur einmal im Jahr statt. Und wenn man bei einem Prüfungsteil durchgefallen war, musste man alle wiederholen. Man konnte Jägerprüfung ursprünglich – vor meiner Zeit – auch nur in einem Bundesland machen, indem man einen Wohnsitz hatte.
Da hatte man also allerhand Geld in den Sand gesetzt. Es hieß jetzt nämlich alles nochmal von vorne zu machen, weil man übers Jahr den Stoff verlernt und seine Schießfertigkeiten verloren hatte. Der einzige Trost: Die Bücher konnte man natürlich wieder verwenden und den Theoriekurs gab’s um 100 DM billiger. Aber das ganze Geld für die Fahrerei zu den verschiedenen Kursterminen, für Patronen und Schießstandbenutzung war futsch. Und die Zeit natürlich auch.
Heute ist das anders. Man kann die Jägerprüfung machen wo man will. So mancher macht sie in einem Bundesland, von dem es heißt, dass sie dort besonders leicht sein. Dazu gibt es auch Schnellkurse, die man an einem Stück absolviert. Allerdings kostet das auch einiges.
Zu meiner Zeit war Ende Gelände, wenn man bei der Schießprüfung daneben gelangt hatte. Mancher, der bei der Schießprüfung durchgefallen war, fuhr dann mal eben ins Saarland. (Das war damals bereits erlaubt, aber natürlich auch eine Geldfrage.) Dort absolvierte er die komplette Jägerprüfung in einem Rutsch. Und hatte den Jagdschein noch vor seinen Kollegen aus dem heimatlichen Kurs in der Hand. Denn zwischen der Schießprüfung und der schriftlichen Prüfung sowie zwischen dieser und der mündlich-praktischen lagen jeweils ein paar Wochen.
Heute wird jeder Teil der Jägerprüfung, der bestanden ist, sozusagen gutgeschrieben. Außerdem finden die Jägerprüfungen in verschiedenen Städten zu verschiedenen Terminen statt. Fällt man etwa beim Schießen durch, kann man die beiden anderen Teile trotzdem absolvieren. Man fährt dann eben zu einem passenden Termin in einer anderen Stadt und macht dort die Schießprüfung nach.
Was braucht es noch wenn man Jäger werden will?
Wenn man nun die Jägerprüfung bestanden hat, muss man auch noch einen Jagdschein lösen. Und um einen solchen zu bekommen, muss man eine Jagdhaftpflichtversicherung abschließen. Man kann den Jagdschein für ein Jahr oder auch für drei Jahre lösen. Dann ist wieder ein neuer fällig. Mich kostet der Jagdschein für drei Jahre immer so etwa 300 € oder auch ein bisschen mehr.
Mit dem Jagdschein in der Tasche ist man aber immer noch kein Jäger. Nur ein Jagdscheininhaber. Wenn man ein richtiger Jäger werden will, braucht es jetzt auch eine Jagdgelegenheit. Eine solche zu bekommen, gibt es verschiedene Möglichkeiten und die habe ich hier beschrieben.
Jäger werden ist also nicht ganz so einfach. Mit Jagdschein und Jagdgelegenheit kann man jetzt ein richtiger Jäger werden: Einer mit Passion, für den das Waidwerk nicht nur eine Freizeitbeschäftigung, sondern ein Lebensstil ist.
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