Schaum schlagen und sich schaben

Ob nun die Nassrasur die dem Manne gemäße Art, sich zu rasieren, ist, möchte ich nicht entscheiden. Warum sollte die Elektrorasur weniger männlich sein? Allerdings lässt sich die aufwändigere Nassrasur eher stilvoll zelebrieren, als die profane Entstoppelung mittels eines elektrischen Gerätes. Außerdem ist es traditioneller und so wird der Mann, der auf Traditionen erhält, die nasse Variante bevorzugen.

Fast jeder Mann sollte sich rasieren, auch wenn er Bartträger ist. Die einzige Ausnahme ist ein langer Rauschebart, der den Hals und ein eventuelles Doppelkinn komplett verdeckt. Sieht man den Hals jedoch, gehört er rasiert. Ein Neckbeard geht nämlich mal gar nicht. Aber auch bei einem langen Vollbart kann es sein, dass eine kleine Rasur notwendig ist: Oft läuft nämlich der Bartwuchs von den Wangen in Richtung Augen allmählich aus, so dass einzelne Haare oberhalb des richtigen Bartes stehen. Diesen Bereich sollte man auch bei einem langen Vollbart rasieren.

Nassrasur mit dem Messer
Mit einem stumpfen Rasiermesser wird’s nix. Das gilt aber auch für Rasierklingen…

Mir persönlich gefällt ein kompletter ellenlanger Vollbart nicht bzw. er steht nur sehr wenigen Männern wirklich. Außerdem ist er mindestens so aufwändig zu pflegen wie lange Kopfhaare. Eher wird Mann einen ausrasierten Vollbart tragen. Dann gehört auf jeden Fall außer den genannten Stellen unter den Augen auch der Hals rasiert. Wer ein Doppelkinn hat, sollte sich auf jeden Fall auch bis weit unter das Kinn rasieren. Sonst betont der Bart das Doppelkinn und das sieht richtig scheiße aus. Umgekehrt kann man aber mit einem etwas längeren Vollbart sehr gut ein Doppelkinn kaschieren, wenn man sich unter dem Kinn rasiert.

Die glatte Rasur und das Problem der Eiterpickel

Ich persönlich habe mich jahrelang überhaupt nicht glatt rasiert, da ich, egal, ob ich das nass oder elektrisch tat, eklige Eiterpickel bekam. Ein erster Tipp kam von einem gelernten Friseur: Der verriet mir, dass man auf keinen Fall zwischen Elektro- und Nassrasur hin und her wechseln solle. Allerdings blieben die Eiterpickel, auch wenn ich mich grundsätzlich nass rasierte. Die einzige Möglichkeit, keinen Rauschebart zu haben, war der blanke Scherkopf des Bartschneiders. Der ließ mich zwar stoppelig zurück, aber wenigstens ohne eklige Eiterpickel.

Einige Zeit lang trug ich auch Dreitagebart, was aber eigentlich nur etwas für jüngere Männer ist. Wenn der Bart grau oder gar weiß wird, siehst Du mit einem Dreitagebart leicht aus wie ein Penner. Irgendwann wird mann sich das eingestehen müssen. Bevor ich mir wieder einen ausrasierten Vollbart stehen ließ, rasierte ich sogar meinen Dreitagebart aus. In der Zwischenzeit war ich nämlich dahinter gekommen, wie man eine Nassrasur durchführt, ohne Eiterpickel zu bekommen.

Nassrasur ohne Eiterpickel und die richtig glatte Rasur

Um gleich die Katze aus dem Sack zu lassen: Wenn man zu Eiterpickeln neigt, kann man die Trocken- und Nassrasur „glatt wie ein Babypopo“ schlichtweg vergessen. Die richtig glatte Rasur ist nämlich der eigentliche Grund für die Eiterpickel.

Nassrasur - Rasierzeug
Das Werkzeug für die Nassrasur: Rasierpinsel, Rasierhobel, Tiegel für den Rasierschaum und Aftershave – um den Rasierpinsel mache ich immer ein Haargummi, damit er in Form bleibt. (Bild: Autor)

Und ganz glatt rasiert zu sein, muss man dafür sorgen, dass die Barthaare ein Stück unter der Hautoberfläche abgeschnitten werden. Das ist es ja, was die Super-Hyper-Multi-Systemrasierer machen: Sie ziehen das Barthaar ein Stück aus der Haut, bevor Sie es abschneiden. Dann schnappt das Barthaar wieder zurück und die Schnittkante liegt unter der Hautoberfläche. Ähnliches tut das Scherblättchen des Trockenrasierers.

Das kann man aber auch mit einem ganz gewöhnlichen Rasierhobel bewerkstelligen: indem man einfach gegen den Strich der Barthaare rasiert. Das Problem dabei: Die scharfe Schnittkante des Barthaares beleidigt die Innenseite des Haarkanals, was dann zu den Eiterpickeln führt. Und die bekommt man mit einem Systemrasierer, der das Barthaar immer unter der Hautoberfläche abschneidet, daher unweigerlich, wenn man nicht unempfindlich dagegen ist. Und offensichtlich auch bei der Trockenrasur.

Mit einem gewöhnlichen Rasierhobel hingegen kann man sie vermeiden: Wenn man lediglich mit dem Strich rasiert, wird man zwar nicht ganz glatt, aber das ist alle Mal besser als die ekligen Eiterpickel. Wenn nämlich die Schnittkanten der Barthaare über der Hautoberfläche liegen, können sie den Haarkanal nicht beleidigen und es gibt keine Pickel.

Haarschneidemaschine
Wenn der bart schon etwas länger ist, kann man mit einem Bartschneider oder einer Haarschneidemaschine auf kürzester Einstellung vorarbeiten. Bei einer Haarschneidemaschine kann man die Stoppellänge einstellen und so auch einen Dreitagebart auf der richtigen Länge halten (Bild: Autor)

So gesehen ist also der ganz gewöhnliche Rasierhobel – das gilt natürlich auch für das traditionelle Rasiermesser – dem Super-Hyper-Multi-Systemrasierer mit 23 ½ Klingen, einem Dutzend Schutzgittern und was weiß ich noch überlegen: Mit den beiden altbackenen Werkzeugen hast Du es in der Hand, ob Du Dich glatt rasieren willst – oder eben nicht, wenn die glatte Rasur bei Dir Eiterpickel verursacht.

Der ganz gewöhnliche Rasierhobel für die Nassrasur

Den meisten Stil hat natürlich die Rasur mit dem uralten Rasiermesser. Übrigens: Nicht nur bei den tollen Systemrasierer, sondern bei allen Wunderwerkzeugen darf man sich ruhig fragen, warum eigentlich Profis in der Regel auf so etwas verzichten und mit den traditionellen Werkzeugen arbeiten?

Wenn Du einmal zu einem Barbier gehst – zum Glück gibt es heute wieder welche – wirst Du sehen, dass dieser grundsätzlich mit dem Messer arbeitet. genauso wie ein Friseur, der auch nass rasieren können sollte. Offenbar kriegt der Könner die Sache damit am besten hin. Nun ist aber ein Rasiermesser eine nicht ganz ungefährliche Sache. Außerdem muss man es schärfen und auch das will gekonnt sein. Natürlich ist es am stylishsten, wenn mann souverän das Messer am Riemen abzieht, bevor er damit sein gekonnt eingeschäumtes Gesicht rasiert.

Ich habe vor, mir ein Rasiermesser selbst zu schmieden. So lange aber verwende ich die Alternative: Opas hundsgewöhnlichen Rasierhobel mit auswechselbaren Klingen. Die ersparen nämlich auch das Schärfen des Messers, weil man sie jeweils einfach durch eine neue ersetzt, wenn sie stumpf geworden sind. Hier solltest Du übrigens nicht zu sparsam sein und eine Rasierklinge lieber zu früh als zu spät ersetzen.

Nassrasur - Rasierschaum
Die Konsistenz des Rasierschaumes sollte der von Schlagsahne ähneln. (Bild: Autor)

Rasierhobel aus Plastik so wie auch Rasierpinsel bekommst Du schon für kleines Geld in jedem Drogeriemarkt. Man kann aber auch ein wenig mehr Geld anlegen und sich beides in gediegener Form aus Holz und Metall kaufen. Mein Sohn hat mir ein hübsches Set in einem netten Ständer geschenkt, über das ich mich sehr gefreut habe.

Vor der Rasur

Da ich mich nicht jeden Tag rasiere, fahre ich zu allererst mit dem blanken Kopf meiner Haarschneidemaschine, den ich auf kleinste Länge gestellt habe über die Stellen in meinem Gesicht, die mein ausrasierter Vollbart nicht bedeckt. Wenn Du Dir so ein Ding kaufen willst, frag im Laden nach einer Haarschneidemaschine. Bei der kann man nämlich im Gegensatz zu einem Bartschneider, den Scherkopf einstellen, so dass er nicht nur fast glatt abschneiden sondern auch Stoppeln in einer Abstufung von einigen Zehntel Millimeter bis etwa zwei oder zweieinhalb Millimeter stehen lassen kann. Daher eignet sich so ein Ding gut, wenn man einen Dreitagebart schneiden möchte.

Nach dieser Vorarbeit feuchte ich mein Gesicht mit warmem Wasser an. Das kann dann einwirken während ich den Rasierschaum schlage. Wenn Du es ganz gut machen willst, kannst Du ein Handtuch in heißem Wasser tränken, es auswinden und einige Minuten auf Dein Gesicht legen.

Rasierseife, Rasierpinsel und die Kunst des Schaumschlagens

Natürlich kann man Rasierschaum aus der Dose verwenden, der aus Rasierseife selbst geschlagene hat aber mehr Stil. Am besten machst Du das in einem dafür vorgesehenen Tiegel. Es gibt Rasierseife, die kommt in einem Plastiktiegel, den man gleich zum Schäumen benutzen kann. So habe ich das auch gemacht, bis mir mein Sohn auch noch so einen Tiegel zum Schaumschlagen geschenkt hat. Nun gehe ich her, puhle die Rasierseife aus dem Plastiktiegel und quetschte sie in den Tiegel aus Porzellan.

Alternativ kann man auch jeweils ein Stückchen Rasierseife in den Tiegel geben. Oder einen Strang Rasiercreme. Mach den Rasierpinsel gut mit möglichst heißem Wasser nass. Eventuell wirst Du auch eine kleine Menge heißes Wasser in den Tiegel geben. Aber nicht zu viel. Ich lasse auch gerne zuerst heißes Wasser über den auf den Kopf gestellten Tiegel laufen, damit dieser warm wird. Das darf aber der Robbie Habeck nicht hören 😉

Dann schlägst Du den Schaum. Die Bewegung dabei ist die gleiche, wie wenn man mit einem Schneebesen Eischnee schlägt. Oder (für Schwaben) wie wenn man Spätzlesteig schlägt. Allerdings ist das Schlagen von Rasierschaum nicht so anstrengend. Die Konsistenz des Schaumes sollte an die von Schlagsahne erinnern.

Rasierklingen
An den Rasierklingen sollte man nicht sparen: Sie kosten nicht viel, daher sollte man ruhig mal öfter eine neue nehmen. (Bild: Autor)

Wenn Du genügend Schaum geschlagen hast, trägst Du ihn großzügig auf der Bartfläche auf. Schaum, der im Inneren des Pinsels hängt, kannst Du auf der Kante des Rasiertiegels ausstreifen und wieder verwenden. Wenn Du Deine Bartfläche eingeschäumt hast, muss der Schaum ein wenig einwirken. In dieser Zeit spülst Du Pinsel und Tiegel aus. Am besten hältst Du den Rasierpinsel zum Ausspülen mit den Haarenden nach oben unter den Wasserhahn.

Spül den Tiegel gut aus, damit kein Schaum drin bleibt. Gieß auch das Wasser gut aus. Wenn Du etwas Wasser im Tiegel (mit der Seife drin) stehen lässt, geht vielleicht beim nächsten Mal das Schaumschlagen leichter. Dafür gibt die Rasierseife aber deutlich weniger aus und Du musst alle Nase lang eine neue kaufen.

Jetzt geht’s an die eigentliche Nassrasur

Um den Bartstoppeln nun tatsächlich an den Kragen zu gehen, führst Du den Rasierhobel mit leichtem Druck über die Bartfläche. Ein Rasiermesser hältst Du dabei etwa 30° aus der Senkrechten; bei einem Rasierhobel ergibt sich dieser Winkel in etwa von selbst. Du kannst dabei die Haut mit den Fingern spannen, die Backen aufgeblasen und/oder Grimassen schneiden.

Zwischendurch spülst Du den Schaum vom Rasierhobel bzw. dem Rasiermesser. Sparsame Leute drehen den Wasserhahn nach dem Abspülen immer wieder zu. Zum Schluss wischst Du den überschüssigen Schaum mit einem Handtuch ab. Am besten nimmst Du dazu ein frisches. Vor allem, wenn im Badezimmer auch der Lokus steht, ist es wahrscheinlich keine so gute Idee, dazu das Händehandtuch neben dem Waschbecken zu nehmen. Kolibakterien auf frisch rasierte Gesichtshaut kommen wirklich nicht besonders gut.

Ob Du mit oder gegen den Strich rasieren ist, hängt wie gesagt davon ab, ob Du zu Eiterpickeln neigst. Mit Rasiermesser oder Rasierhobel hast Du die Wahl. Mit Systemrasierern wird man – zumindest angeblich – auch mit dem Strich glatt, aber dann machen sie auch Eiterpickel.

Ob die Klinge noch scharf ist, merkst Du an einem Gefühl, das sich mit „ein leichtes Kratzen“ nicht wirklich beschreiben lässt. Es entsteht, wenn die Klinge die Bartstoppeln durchtrennt. Wenn Sie ganz glatt rutscht, biegt sie die Bartstoppeln nur um anstatt sie zu durchtrennen. Sei wie gesagt nicht so geizig mit dem Klingenwechsel. Die Klingen für Opas Rasierhobel sind nicht so teuer, dass man daran sparen müsste.

Und nach der Nassrasur?

Auch wenn Du die Nassrasur schonend mit einer richtig scharfen Klinge durchgeführt hast, hat es sicherlich kleinste Verletzungen an der Haut gegeben. Damit sich hier nichts entzündet, verwendest Du ein Aftershave. Sein Hauptbestandteil ist ganz gewöhnlicher Alkohol. Die Duftnote wählst Du so, wie es zu Deinem persönlichen Stil passt.

Utensilien für nach der Rasur
Nach der Rasur: Aftershave desinfiziert, Bartöl pflegt außer dem Barthaar auch die Haut und ist daher auch bei Dreitagebart und glatter Rasur kein Fehler. Bartpomade und Bartbürstchen braucht man natürlich nur, wenn man einen Bart trägt. (Bild: Autor)

Da das Entscheidende am Aftershave der Alkohol ist, kannst Du auch puren solchen verwenden. Zum Beispiel, wenn Du dem Inhalt von gekauften Rasierwässern nicht über den Weg traust. Du kannst Dir natürlich auch Dein eigenes achtsames Öko-Bio-Rasierwässerchen mixen, indem Du nach Geschmack Duftstoffe aus dem Bio-Laden hinzufügst.

Eine anschließende Abreibung mit Bartöl ist auch kein Fehler. Nicht nur, wenn Du Bartträger bist. Laut Hersteller pflegt Bartöl nicht nur die Barthaare, sondern auch die Gesichtshaut. Aufpassen: Es gibt da auch welche, die enthaltene Mineralöl. Meines, von der Hausmarke eines bekannten Drogeriemarktes, basiert auf Hanföl und kostet pro 100 ml weniger als ein mineralölhaltiges einer namhaften Marke, dass ich auch mal probiert hat.

Wenn Du einen Bart trägst, ist natürlich nach der Nassrasur der richtige Zeitpunkt für die restliche Pflege. Wenn ich den meinen stutze, mache ich das allerdings vor dem Rasieren. Dann muss man nämlich das Waschbecken nur einmal sauber machen. Den anderen Teil der Bartpflege, das Aufbringen von Bartpomade, das bürsten bzw. Kämmen, wird aber bei mir jetzt erledigt.