Sollte ein ganzer Kerl nicht mehrere Frauen haben?

Für einen echten Kerl ist doch eine Frau nicht genug, oder? Könnte man meinen. Aber zeigt sich der ganze Mann nicht doch eher darin, dass er mit der einen richtigen Frau eine stabile und erfüllende Beziehung führen kann? Auch diese Sichtweise kann man haben. Vielweiberei ist ein heißes Eisen und hat mehr als nur einen Aspekt. Sowohl für den Mann als auch für die Frau. Und sie tritt in verschiedenen Formen auf, „Die Vielweiberei“ schlechthin gibt es nicht. Ob parallele Beziehungen zu mehreren Frauen das richtige für ihn sind, wird sich so mancher Mann überlegen – vorausgesetzt natürlich, er hat die Möglichkeiten dazu.

Die Frage der Vielweiberei ist derzeit nicht nur eine praktische und eine moralische Frage. Heutzutage tun sich da nämlich mindestens zwei rechtliche Aspekte auf. Zum einen gibt es in unserer bunten Republik mittlerweile Migranten, in deren Herkunftsländern die Mehrehe legal praktiziert wird. Zum anderen darf nach unserer derzeitigen Rechtslage niemand aufgrund seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Beides beißt sich mit älteren Gesetzen.

Was das rechtsgültige Eingehen mehrerer Ehen in unserem Land betrifft, ist die Rechtslage eindeutig. Kein Standesbeamter darf jemanden verheiraten, der bereits verheiratet ist. Erschleicht sich jemand eine zweite oder gar noch weitere Eheschließungen, macht er sich strafbar.

Polygamie und die Rechtslage

Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz des Grundgesetzes. Das gilt zunächst einmal für rechtsgültig geschlossene Ehen. Eine solche rechtsgültige Ehe muss aber nicht in Deutschland geschlossen worden sein. Ein Ehepaar beispielsweise aus England, das dort geheiratet hat, gilt auch bei uns als rechtsgültig verheiratet. Würde einer der Partner seine Ehe verschweigen und hier eine weitere eingehen, würde er sich strafbar machen.

Was ist aber nun mit Männern, die hierher kommen und in ihren Herkunftsländern mehrerer Frauen rechtsgültig geheiratet haben? Welche der Frauen hat nun die Ansprüche, die eine einzige Ehefrau als solche hat – zum Beispiel erbrechtlich?

Vielweiberei - Sultan im Harem
Vielweiberei der Mächtigen: Der Sultan lässt es sich im Harem gut gehen. Allerdings hat es auch einen kleinen Nachteil, Sultan zu sein – wie das Volkslied vom Papst und vom Sultan weiß… (Bild: J.G. Belincourt)

Neben der eigentlichen Ehe, gibt es bei uns auch die sogenannten eingetragenen Partnerschaften. Dadurch werden auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften geschützt. Es darf ja niemand wegen seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Und genau diese Klausel des Antidiskriminierungsgesetzes muss man sich sinnig geben: Gedacht ist das ja wohl so, dass Schwule und Lesben nicht benachteiligt werden sollen.

Dadurch wird die sexuelle Orientierung zu einem schutzwürdigen Rechtsgut. Aber was ist, wenn die sexuelle Orientierung eines Menschen darin besteht, mit mehr als einem Partner zusammenzuleben? Eine Dreiecksbeziehung zwischen zwei bisexuellen Männern und einer Frau oder zwischen zwei bisexuellen Frauen und einem Mann ist keineswegs etwas an den Haaren herbei gezogenes. Der Fantasy-Schriftsteller Thomas Plischke lebt beispielsweise ganz offen mit einem Mann und einer Frau in einer Dreiecksbeziehung.

Auerhahn: Auffällige Männchen leben gefährlich
Ein Auerhahn: Prächtig gefärbte Männchen leben gefährlich. Macht aber nix, wenn sie Nachwuchs gezeugt haben, sind sie entbehrlich… (Bild:
Siga/Lizenz: CC 3.0 Unported)

Man mag über so etwas moralisch denken wie man will, praktisch gilt aber die Rechtslage. Zumindest das Recht auf eine Dreiecksbeziehung kann man am Recht des bisexuellen Partners festmachen: Er darf seiner Bisexualität wegen nicht diskriminiert werden. Das wird er aber, wenn man ihm nicht erlaubt sowohl eine gleichgeschlechtliche als auch eine verschiedengeschlechtliche Beziehung gleichzeitig zu haben – also in einer Dreiecksbeziehung zu leben. Ich bin gespannt, wann mal jemand auf dieses Recht klagt. Tja, die Abkehr von den traditionellen Vorstellungen von Sexualität hat so ihre Fallstricke…

Vielweiberei hinsichtlich Biologie und Evolution

Die Rechtslage bei uns hinsichtlich der Vielweiberei ist also verwirrend. Hinsichtlich der Biologie und der Evolution lässt sich aber schon eher etwas über die Vielweiberei sagen. Biologisch gesehen ist der männliche Teil bei den meisten Tieren lediglich eine Art Befruchtungsmaschine. Besonders drastisch ist das zum Beispiel bei den Bienen: Die männlichen Bienen, die Drohnen, besitzen noch nicht einmal eigene Gene. Sie transportieren lediglich die Gene ihrer Mutter, der jeweiligen Bienenkönigin. Sie sind gewissermaßen biologische Wegwerfartikel: Mit viel Glück kommen sie einmal in ihrem Leben zur Paarung, was für sie aber tödlich endet. Die Drohnen, die nicht zur Paarung gelangt sind, werden nach der Zeit des Hochzeitsflugs gnadenlos von den Arbeiterinnen entsorgt: aus dem Stock geschmissen, oder gleich abgemurkst. Drohnenschlacht nennen die Imker das.

Bei Fischen und vor allem auch bei Vögeln finden wir das Phänomen, dass die Männchen prächtig und auffällig daher kommen, die Weibchen aber unscheinbar und gut getarnt sind. Bei Vögeln erkennt man daran, dass das Männchen prächtig ist und das Weibchen nicht, dass es sich bei der jeweiligen Art nicht an der Aufzucht der Jungen beteiligt. Der Grund ist klar: Einer von beiden muss auffällig sein, damit die beiden Partner zur Paarung zusammenkommen. Mit der Auffälligkeit ist aber auch die stark erhöhte Gefahr verbunden, von einem Beutelgreifer erwischt zu werden. Nun ja: Hat das Männchen sich gepaart, schadet es nicht, wenn es von der Katze geholt wird. Es hat er seinen Zweck erfüllt. Das Weibchen hingegen muss die Jungen aufziehen und deswegen möglichst lange überleben.

Rehbock beim Äsen
„Auf Frauen und Kinder wird nicht geschossen!“, sagten die Jäger in den Days of Aulde und machten nur auf Böcke den Finger krumm. So konnten sie Beute machen, ohne den Bestand zu dezimieren. Das war bei der schlechten Situation des Rehwilds in den Zeiten des konventionellen Waldbaus durchaus sinnvoll. (Bild: Zythème/Lizenz PD)

Jeder Jäger weiß, dass er problemlos so viele Rehböcke schießen kann, wie er mag, ohne dass die Rehe weniger werden. Er muss lediglich die Geißen in Ruhe lassen. Er wird nämlich niemals alle Böcke erwischen. Es wird immer der eine oder andere übrig bleiben. Ein Rehbock, zumal wenn er keine Konkurrenz hat, kann während der Paarungszeit aber problemlos eine ganze Menge Geißen befruchten. Daher bekommt auch bei hohem Jagddruck auf die Böcke jede Geiß im nächsten Jahr ihre Kitze. Will man hingegen den Bestand reduzieren, wie das heute gewünscht ist, muss man die weiblichen Stücke schießen.

Biologisch kann man so auch die Neigung menschlicher Männer zur Vielweiberei erklären. Ein Mann kann – soviel ich weiß – etwa einmal am Tag ein Kind machen. Er hat zwar unter Umständen eine ganze Reihe Schüsse pro Tag, aber davon ist gewissermaßen nur einer scharf. Trotzdem ist das genug, dass er seinen Samen fröhlich auf die Damenwelt verteilen und haufenweise Kinder machen kann. Rein statistisch erzielt er damit sicher immer wieder mal ein überlebensfähiges Kind. Das ist der Zweck der Übung.

Auch er lebte als Jäger gefährlich. Gut, dass im Notfall einer reichte, um die nächste Generation zu zeugen. (Bild: Neanderthal-Museum, Mettmann/Lizenz: CC Attribution-Share Alike 4.0 International)

Für die Frau sieht das ganz anders aus: Sie kann in ihrem Leben nur eine sehr begrenzte Zahl von Kindern haben. Um möglichst viele lebenstüchtige Kinder zu bekommen, muss sie sich den Vater bzw. die Väter sehr genau aussuchen. Das funktioniert über die männliche Attraktivität. Die körperlichen und psychischen Merkmale des überlebensfähigen Mannes sind für die Frau sexy.

Die Überlebensfähigkeit der Kinder wird nun aber nicht beeinträchtigt, wenn der Mann auch andere Frauen befruchtet, also Vielweiberei betreibt. Die Frauen werden das akzeptieren, denn biologisch gesehen ist es sinnvoller, Teilhaber einer guten Sache zu sein als Alleinbesitzer einer schlechten. Auf der Instinktebene funktioniert das auch heute noch. Auf der praktischen Ebene hat aber in unserer modernen Lebenssituation auch die Einehe ihre Vorteile.

Vielweiberei – Aspekt von Kultur und Zivilisation

Es gibt nun Kulturen in denen die Vielweiberei die ganz normale Grundlage der Familie ist. Betrachten wir einmal die Menschen, die in der Bibel vorkommen. Obwohl Gott ja den Menschen als Mann und Frau, als Paar geschaffen hatte, duldete er die Vielweiberei. Jedenfalls wurde sie zu Zeiten der Vorväter und zu Anfang des Judentums im Alten Testament praktiziert.

Abraham und Co. mussten ihren Lebensunterhalt der Natur abtrotzen, als nomadische Hirten gewissermaßen Viehzuchtunternehmen aus dem Nichts aufbauen. Hat ein Mann in so einer Situation mehrerer Frauen, sind natürlich von Anfang an mehr helfende Hände vorhanden. Und nach einer gewissen Zeit eben auch mehr Nachkommen, die bereits arbeiten können. Ganz offensichtlich bietet die durch Vielweiberei schnell entstehende Großfamilie in solchen Situationen Überlebensvorteile.

Der Begründer der Mormonischen Kirche, Joseph F. Smith mit seinen Frauen und Kindern. Mit mehreren Ehefrauen kommt man recht schnell zu einer Großfamilie. Für Siedler in der Wildnis kann das ein erheblicher Überlebensvorteil sein. Und sicherlich hat es auch der Ausbreitung des Mormonentums nicht geschadet. (Bild: Historisch)

Sieht man sich die Lebenswelt dieser Menschen im Nahen Osten damals an, stellt man fest, dass sie als nomadische Hirten in einer Art Pioniersituation waren. In einer ähnlichen Situation befanden sich die Mormonen im Amerika des 19. Jahrhunderts. Wenn man der Natur den Lebensunterhalt abringen muss, hat es offenbar Vorteile, wenn man zu möglichst vielen ist.

Dazu kommt natürlich auch, dass sich Männer mehr in Gefahr begeben als Frauen. Das Todesrisiko der Männer ist also größer. Außerdem bewirkt die Vielweiberei in der Regel, dass sich die erfolgreichsten Männer fortpflanzen. Wo es Polygamie gibt, gibt es dann natürlich logischerweise Männer, die im punkto Partnerschaft und Sex mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen. Die daraus entstehende Problematik – Prostitution, unfreiwillige Homosexualität oder gar Unzucht mit Tieren – wollen wir lieber nicht beleuchten. Das würde auch zu weit führen.

In unserer modernen, zivilisierten Welt kann auch eine Kleinfamilie aus einem Paar und wenigen Kindern überleben und erfolgreich wirtschaften (Bild: Ouedmliz/Lizenz: CC Attribution-Share Alike 4.0 International)

In unserer modernen Zivilisation sieht das anders aus. Lebenserfolg entsteht hier nicht mehr durch die schiere Masse der Großfamilie. Eine intakte Zweierbeziehung hingegen bildet heute eine gute Grundlage, um erfolgreiche Kinder aufzuziehen und ihnen eine ordentliche Ausbildung zukommen zu lassen. Dazu kommt, dass weniger Männer durch Unfälle umkommen, als in Pioniersituationen und auch körperlich schwächere Männer mit geistigen Tätigkeiten den Lebensunterhalt für eine Familie beschaffen können.

Andererseits wäre es sicherlich auch heute für einen Geschäftsmann oft nicht schlecht, so eine aus Vielweiberei resultierende archaische Großfamilie zu haben: Wenn man erst mal Kinder an allen möglichen Stellen in Staat und Wirtschaft sitzen hat, dürfte das erhebliche Vorteile bringen.

Was will ich als Mann? Vielweiberei oder Einehe?

Wenn du ein echter Mann bist, wirst du wenig Probleme haben, bei Frauen zu Schuss zu kommen. Es gilt hier offenbar auch die berühmte 80/20-Regel: 20 % der Männer können 80 % der Frauen haben. Wenn du also zu den 20 % gehörst, ist es also durchaus realistisch, Beziehungen zu mehreren Frauen zu haben. Es gibt auch in der Tat Männer aus unserem Kulturkreis, die ganz offen Beziehungen zu mehr als einer Frau haben. Den einen oder anderen habe ich persönlich kennengelernt.

Ein Wort dazu noch, aber das ist meine persönliche Meinung: Man(n) spielt mit offenen Karten, wenn man mit mehreren Frauen gleichzeitig Dinge am Laufen hat. Es gibt wenig groteskeres als die Winkelzüge mancher Männer, die heimlich ihre Frauen betrügen. Und es ist gefährlich: In unserer heutigen Zeit verrät dich zum Beispiel unter Umständen dein Auto, ein Kraftfahrzeug ist ja ein nützliches Hilfsmittel bei einem ausgeprägten Liebesleben. Aber nun stell dir vor, beim Familienkaffeekränzchen fragt dich Tante Martha: „Sag mal, was hast du denn neulich nachts um Drei in der Heinemannstraße gemacht? Ich hab dein Auto da stehen sehen…“

Mobilität und Reproduktionserfolg im Alpenraum

Amtsgerichtsrat (verwundert): „Herr Josef Hintermoser, ich habe hier drei Vaterschaftsklagen gegen sie. Die eine von Fräulein Kreszenzia Schmitt aus Schliersee, eine weitere von Fräulein Wallburga Singerl aus Benediktbeuren und eine dritte von Fräulein Maria Aiblinger aus Rottach-Egern. Und alle drei behaupten, am gleichen Tag, am 11. Juni des vergangenen Jahres, mit ihnen Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Jetzt sagen Sie mir, wie ist das möglich?“

Hintermoser-Sepp (treuherzig): „Ja, wissen’s Herr Rat, i hob doch a Motorradl…“

Uralter Witz

Gleichwertigkeit der Frau

Das aber nur am Rande. Es geht ja darum, was du für dich willst. Werfen wir mal einen Blick in die Bibel und zwar in die Schöpfungsgeschichte: „Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.“ (1. Mose 2.14) In älteren Übersetzungen findet sich das Wort „Gehilfin“. Ich habe mich hier schon gefragt, ob man das nicht auch mit „Gefährtin“ übersetzen könnte. Und nicht lange darauf fand ich in meiner Bibellese genau diesen Gedanken von dem Pfarrer, der den Kommentar zu dieser Stelle geschrieben hatte.

Adam und Eva - Gefährtin auf Augenhöhe - Einehe
Nach der Bibel schuf Gott Mann und Frau als zusammengehöriges Paar: Mann und Frau bilden eine Einheit. Wohl dem, der seine Gefährtin auf Augenhöhe findet und das zu schätzen weiß! Alles andere ist nur Notbehelf… (Bild: Michelangelo)

Ich glaube kaum, dass dieses Wort „Gehilfin“ von Gott im Sinne von „Magd“ oder „Sklavin“ gemeint war, sondern eben im Sinne von „Gefährtin“. Ein Stück weiter heißt es nämlich: „Da sprach der Mensch: Die ist nun Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch.“ (1. Mose 2.23+24)

Hier sehe ich das, was ich als Partnerschaft mit einer Gefährtin auf Augenhöhe bezeichnet. Man ist nicht ein Fleisch mit einem minderwertigen Wesen. Das ist nun die Form der Beziehung zwischen Mann und Frau, die nach der Bibel als Ideal anzusehen ist.

Für die drei großen Religionen mit denen wir hier in Europa zu tun haben, Judentum, Christentum und Islam, ist das Alte Testament verbindlich. Wieso aber hatten dann die Vorväter der Israeliten und sie selbst auch noch mehrere Frauen? Und warum haben die Moslems das heute noch? Und letztendlich sogar manche Christen?

Vielweiberei und Bibel

Entgegen der landläufigen Meinung, verbietet die Bibel nirgends die Vielweiberei. Christliche Kirchen lehnen sie mehrheitlich ab, können aber als biblischen Beleg kaum mehr als die oben genannte Bibelstelle nennen.

Vielweiberei - Salomo im Harem
König Salomo in seinem Harem: Laut der Bibel hatte der Kerl insgesamt 1000 Frauen und Nebenfrauen! (Bild: James Tissot)

Vielweiberei, das habe ich ja weiter oben schon geschrieben, ist letztendlich auch eine Frage der Kultur. Im Neuen Testament kommen auch tatsächlich eigentlich nur Juden vor, die nur eine Frau hatten. Das erklärt sich aber daraus, dass zur Zeit Jesu Christi die Juden bereits lange in einer zivilisierten Gesellschaft lebten, zu der die Einehe wohl besser passte. Außerden gehörte Israel damals zum Römischen Reich, in dem die Einehe üblich war.

Nun muss man aber auch bedenken, dass das göttliche Ideal der Beziehung zwischen Mann und Frau noch im Paradies, also unter idealen Umständen, gesetzt wurde. Man könnte es dann auch so sehen, dass die Vielweiberei der Vorväter und alten Juden deren tatsächlichen Lebensumständen, die eben nicht ideal waren, geschuldet war. Tatsächlich ist sie auch im mosaischen Gesetz geregelt; an ihrer Tolerierung durch Gott ist also nicht zu deuteln, ohne dass man Dinge hinzuzieht, die nicht in der Bibel stehen.

Polygamie im christlichen Abendland

Es scheint nun so eine Art Naturgesetz zu sein, dass ein Mann, der etwas darstellt, in seinem Umfeld der Alpha ist, die meisten Frauen haben kann. Und in der Praxis nimmt er sie sich auch sehr oft. Auch wenn er nur ein kleiner Herr, etwa ein Bauer mit Gesinde oder ein Bürger mit Hauspersonal ist. Offiziell gibt es im christlichen Abendland keine Vielweiberrei. Die gab es eigentlich auch nicht bei den alten Germanen, nicht bei den Griechen und auch nicht bei den Römern. Offiziell.

verdeckte Vielweiberei - Bauernfamilie in alter Zeit
Bauernfamilie im 19. Jahrhundert: Der Bauer war Alpha und bediente sich ganz gern auch mal am weiblichen Gesinde – verdeckte Vielweiberei (Bild: Kaspar Kaltmoser)

Tatsächlich war es aber von altersher Brauch, dass der Hausherr sich am weiblichen Teil des Gesindes sexuell gütlich tat. Freie Bauern bei den alten Germanen trieben es genauso mit ihren Sklavinnen wie wohlhabende Griechen und Römer. Das änderte sich mit der Einführung des Christentums keineswegs.

Schaut man in alten Kirchenbücher nach, findet man allerhand Eintragungen von unehelichen Geburten. Die Mutter ist in der Regel eine Bauernmagd, der Vater – unbekannt. Man kann davon ausgehen, dass dieser Vater tatsächlich nicht selten sehr wohl bekannt war, das aber verschwiegen wurde: Nämlich weil es der Bauer war, der Chef der Magd.

Dienstmädchen
Wenn des Hausherrn Glocke klimpert
Weiß die Magd jetzt wird… sie ihm den Kaffee bringen müssen. (Bild: Jean-Etienne Liotard)

Auch im Bürgertum war die Praxis, weiblichen Hausangestellten beizuwohnen, gang und gäbe so lange es schlecht bezahlte, mehr oder weniger rechtlose Dienstboten gab. Also bis weit in das 20. Jahrhundert hinein. Daraus resultierten Ansteckungen mit der Syphilis auch bei „besseren Leuten“. Die war nämlich in diesen Zeiten verbreiteter als die meisten wissen. Hausangestellte verdienten so wenig, dass sie oft nebenher auf den Strich gingen. Dabei infizierten sie sich und steckten den Hausherrn an. Und der wiederum seine Frau und die dann – bereits bei der Geburt – die Kinder.

Und es gibt leider auch heute noch Chefs, die ihre Mitarbeiterinnen als sexuelles Freiwild betrachten. Tatsächlich haben sie es dabei oft noch nicht einmal besonders schwer, denn bekanntlich machen Geld und Macht sexy. Das gilt selbst im kleinen Stil: zum Beispiel bei Bademeistern, die sich bekanntlich kaum über Mangel an weiblichen Fans zu beklagen haben. Und nicht nur, weil es sich dabei typischerweise um recht ansehnliche Mannsbilder handelt. Wenn auch nur im kleinen Bereich des Schwimmbades, hat der Bademeister das Sagen – und das kommt an bei den Mädels.

Vielweiberei und der Mann von heute

Ich gebe es ja zu, ich habe auch schon mit Beziehungen zu mehr als einer Frau experimentiert. Und bin damit vor die Pumpe gelaufen. Der Grund ist einfach und einleuchtend: Frauen, die in der Liga spielen, die mich interessiert, also die Bösen Mädchen und Fisherman’s-Friend-Frauen (Sind sie zu stark, bist du zu schwach) dulden keine anderen Frauen neben sich. Sie geben sich nämlich nicht mit Teilhabe an einer guten Sache als Alternative zum Alleinbesitz einer schlechte(re)n Sache zufrieden. Sie wollen die gute Sache ganz für sich alleine. Recht haben sie!

Weibergeschichten - Adonis und Venus
Wenn’s denn schon mal läuft mit den Weibern… Soll man(n) es da bei einer belassen? (Bild Hendrick Goltzius)

Das ist vollkommen o. k. und damit wirst du leben müssen, wenn du eine Gefährtin auf Augenhöhe haben willst. Wenn du so eine Frau findest, werden dir, das kannst du mir glauben, die ganzen anderen auch nicht mehr fehlen. Und eine Frau ist keine solche Frau, wenn sie andere Frauen neben sich duldet.

Natürlich funktioniert auch die Vielweiberei. Aber eben nur mit Frauen, die sich mit dem Anteil an einer guten Sache zufrieden geben, weil die Alternative lediglich der Alleinbesitz einer minderwertigen Sache ist. Das mag ganz o. k. sein, wenn es einem hauptsächlich um sexuellen Spaß geht und eventuell um jemand der einen umsorgt. Oder anders ausgedrückt: Gespielinnen kannst du mehrere haben. Gefährtin nur eine.

Möglicherweise funktioniert eine Dreiecksbeziehung mit zwei bisexuellen Frauen, die sich ebenfalls lieben, besser als die herkömmliche Vielweiberei. Das habe ich noch nicht probiert. Ob es bisexuelle Frauen gibt, die einem Mann und einer anderen Frau gleichzeitig Gefährtin auf Augenhöhe sein können, weiß ich nicht. Außerdem bräuchte man zwei von dieser Sorte, die sich zu dem auch noch lieben müssten. Einfacher ist es da sicher, die eine Gefährtin auf Augenhöhe zu finden.

Das waren nun ein paar Gedanken von mir zum Thema „Vielweiberei“, aber letztendlich musst du als Mann selbst wissen, was du tust…