Die Pizza Quattro Stagioni Verticale
Pizza ist schon lange ein Klassiker geworden. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern. Außerdem ist sie sehr vielseitig; jeder kann sie nach seinem Geschmack belegen, sei er auch noch so abstrus. Nicht einmal Vegetarier und Veganer müssen draußen vor der Türe der Pizzabude bleiben. Da für letztere aber echter Käse natürlich tabu ist, müssen sie sich in dieser Beziehung mit dubiosen Surrogaten abspeisen lassen. Das dürften sie aber gewöhnt sein. Pizza für den Männerhunger jedoch ist natürlich etwas ganz anderes.
Pizza für den Männerhunger: Die Philosophie, die dahinter steckt
Hinter meiner Methode, mit der ich mir schnell mal eine anständige Pizza mache, steckt eine bestimmte Philosophie: Du kannst auch als einsamer Wolf ja nicht immer nur Döner oder Currywurst mit Pommes fressen und auch nicht lauter Zeux aus der warmen Theke beim Metzger deines geringsten Misstrauens. Fast Food vom Clown oder aus der Heimat des Whoppers, das habe ich nach wenigen Malen sowas von über. Es gibt da wohl auch Männer, die gerne kochen und ganz für sich allein ein perfektes Dinner zaubern. Zu sich selbst lieb zu sein, hat ja schließlich auch was. Fertigfraß mag ja im Einzelfall ganz passabel schmecken, aber in aller Regel sieht er grauenhaft aus. Und für mich persönlich hat er irgendwie auch etwas von einsam und traurig.
Nun bin ich zwar kein Koch aus Überzeugung und Leidenschaft. Aber auch nicht vollkommen unbedarft in dieser Hinsicht. Selbst ist der Mann. Kompromisse sind zwar nicht das Ding eines ganzen Kerls, aber bekanntlich gibt es ja keine Regel ohne Ausnahme. So eine Ausnahme ist für mich eben der Kompromiss, den ich zwischen Fastfood/Fertigfraß und so richtig selbst gekocht schließe. Man könnte es auch teilsynthetische Küche nennen: Vorgefertigte Komponenten, die man selbst aufpeppt bzw. als arbeitssparenden Bestandteil eines eigenen Rezepts einsetzt. Ein typisches Beispiel ist die Fertigpizza, die man selbst zu einer Pizza für den Männerhunger erweitert.
Die Mogel-Margarita
Offenbar leben wir im Zeitalter der Mogelpackungen. Bereits bei den Parteien ist in aller Regel nicht drin, was draufsteht. Auch bei Waren sind Mogelpackungen offenbar in vielen Fällen legal. Jedenfalls scheint mir noch niemand Anstoß daran genommen zu haben, dass eine Pizza Margarita aus der Tiefkühltruhe oder dem Kühlregal in der Regel eine Mogelpackung ist.
Die Pizza Margarita heißt nach einer italienischen Königin von anno dunnemals. Deswegen zeigt sie die italienischen Nationalfarben grün, weiß und rot: Basilikum, Mozzarella und Tomaten. Packt man aber die angebliche Margarita aus dem Supermarkt aus, findet man keinerlei Basilikum. Wenn man mit der großen Paragrafenbrille sehr streng in das Strafgesetzbuch guckt, wird man feststellen, dass dies genau genommen den Straftatbestand des Betruges erfüllt.
Sei’s drum, ich nehme so eine Mogel-Margarita als Grundlage, wenn ich meine Pizza für den Männerhunger machen möchte. Weil von Haus aus am wenigsten drauf ist, ist sie am flexibelste zu erweitern. Im Prinzip kann man natürlich jede Fertigpizza, auf der nichts drauf ist, was man nicht mag, beliebig mit eigenen Zutaten erweitern.
Ja, ich weiß, das hat nicht viel mit dem zu tun, was ich sonst über richtige Ernährung für Männer von mir gebe. Aber: „Einmal geht das schon,“ sagte der Herr Mechanikermeister Leonhard Eckle back in the Days of Aulde…
Jugenderinnerung: Mutters Pizza für den Männerhunger
Nach dem, es muss in den späten sechziger Jahren gewesen sein, bei uns in Heidenheim an der Brenz in Schwäbisch Sibirien die erste Pizzeria auftauchte, fand die Pizza auch den Weg in Mutters Küche. Es gab damals von Kraft – ich glaube auch unter dem Namen Miracoli wie dies Spaghetti Bolognese minus Hackfleisch – einen Bausatz für Pizza. Wie diese Spaghetti auch, war er recht spartanisch: eine Backmischung für den Teig, Tomatensauce in einem Beutel und geriebener Parmesan zum drüberstreuen. Das war’s dann auch schon.
Den Ansprüchen, die meine Mutter an ein anständiges Essen stellte, genügte das wohl nicht. Also kam da eine Schicht Salami drauf und die wurde mit Schmelzkäsescheiben abgedeckt. Ob da nun auch noch Pilze drauf kamen, weiß ich nicht mehr. Aber ich glaube, eher nicht. Auf jeden Fall war das die Kalorienbombe per se, aber es schmeckte uns herrlich. Allerdings hatte das mit der Pizza, die ich später in der Pizzeria kennen lernte, nicht wirklich viel zu tun. Mein älterer Bruder und ich einigten uns irgend wann einmal darauf, dass Mutters Pizza keine Pizza, sondern „etwas anderes Gutes“ war.
Vier Jahreszeiten einmal anders: Quattro Stagioni Verticale
Diese pizzaähnliche Köstlichkeit aus Mutters Küche hatte ich nun im Sinn, als ich meine Pizza für den Männerhunger entwickelte. Leider gibt es diesen Pizza-Bausatz, nicht mehr zu kaufen. Eine der leider im Orkus der Geschichte verschwundene Köstlichkeiten alter Zeiten, wie die luftgetrocknete „Scharfe Wurst“ aus der Metzgerei zum Engel, die schon lange geschlossen hat.
Als Ersatz nahm ich daher die Mogel-Margarita aus dem Supermarkt bzw. eine andere Fertigpizza. Wirklich viel ist ja wohl auf keiner käuflichen Pizza drauf. Wenn man sie selbst anständig belegt, merkt man von den serienmäßigen Zutaten kaum noch etwas. Zu Mutters Salami und Käse, fügte ich noch Pilze und Peperoni hinzu.
Und es entstand die Pizza für den Männerhunger, die Pizza Quattro Stagioni Verticale. Eine Quattro Stagioni heißt so, weil sie mit vier verschiedenen Zutaten belegt ist. In vier Sektoren. Wie die Jahreszeiten, wenn man sich das Jahr als Kreis vorstellt. Es ist also überall nur eine der vier Zutaten drauf. Ein bisschen dünne, wenn sie gegen Mutters Pizza für den Männerhunger antreten muss.
Ein echter Mann will jedoch sowieso alles. Alles. Auf. Einmal. Also alle Zutaten flächendeckend auf der ganzen Pizza. Und zwar übereinander. Vertikale Schichtung also, daher Quattro Stagioni Verticale. Nach Mutters Art kommt auf die vorgefertigte Grundlage als erstes die flächendeckende Schicht Salami. Darauf dann zunächst die Pilze. Auch annähernd flächendeckend, genauso wie die Peperoni, die als nächstes kommen. Du kannst hier frische Pilze nehmen, wenn du welche hast. Ansonsten welche aus dem Konservenglas. Die frischen salze ich ganz gern ein wenig.
Das ganze wird dann vollständig mit Käse abgedeckt. Zunächst nahm ich nach Mutters Art Schmelzkäsescheiben. Dann habe ich herausgefunden, dass es mit jungem Gouda noch besser schmeckt als mit dem Schmelzkäse. Tilsiter dürfte auch funktionieren, jedenfalls hab ich den schon bei Toast Hawaii ausprobiert und es war lecker.
Die Pizza für den Männerhunger im Ofen
Ganz oben drauf kannst du, so du zur Hand hast, auch noch ein paar Basilikumsblättchen legen. Kein must have aber nice to have.
Das ganze dann in den vorgeheizten Backofen, den ich auf 250° gestellt hab, alles was das Ding hergibt. Normalerweise braucht Pizza heißer, denn der Profi macht sie in einem richtigen Bäckerbackofen. Oft ja auch in einem der nach alter Väter Sitte mit Holz beheizt wird.
Wenn bei der Fertigpizza eine niedrigere Temperatur angegeben ist, musst du natürlich die Backzeit anpassen. Am besten ist es sowieso, wenn du das Teil durch das Guckfenster in der Backofenklappe im Auge behältst. Auch, wenn die Backzeit auf deiner Fertigpizza für die noch gefrorene Pizza angegeben ist und sie an- oder aufgetaut ist, musst du die Backdauer reduzieren.
Natürlich kannst du den Teig für den Boden auch from scratch selber machen oder eine Backmischung verwenden. Dann kannst du natürlich Form und Größe beliebig gestalten. Zum Beispiel auch eine backblechgroße, rechteckige Familien-Pizza, wenn du ein paar Kumpels damit bewirtest. Wenn du auch den Teig selbst machst und entsprechende Zutaten kaufst, geht natürlich auch komplett Bio.
Ich verwende meist eine „ja“-Fertigpizza vom Rewe. Drei Stück in der Schachtel für drei Euro ungrad. Sie ist verhältnismäßig klein und passt genau auf den Teller, den ich dafür verwende. Eine größere wirst du vermutlich kaum alleine schaffen. Meine Pizza für den Männerhunger macht nämlich auch einen richtigen Mann so richtig männersatt.
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