Vom Blasmusiker über den Biker bis zum Rockstar

Eine Lederhose sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch praktisch. Und sie ist wandelbar: Man kann sie zu unterschiedlichen Gelegenheiten tragen. Zwischen der bayerischen Seppelhose und der speziellen Motorradhose für Sportfahrer liegt ein weites Feld von Variationen. Aber fast immer spielt ein Gedanke eine wichtige Rolle: Leder ist ein robustes und praktisches Material für Hosen.

Ich bin ja mal wieder in Versuchung einen meiner bekannten und (nicht immer bei allen Leuten) beliebten Sprüche zu klopfen: Die Lederhose ist das dem Manne… Aber diesmal verkneife ich es mir. Tatsächlich jedoch ist eine lederne Hose ein Kleidungsstück, das sich für viele Gelegenheiten eignet.

Lederhose im Jeansschnitt

Lederhosen gibt es natürlich für spezielle Zwecke: Die Trachtenlederhose wird getragen, um einem ganz bestimmten Stil in der Kleidung zu folgen. Ursprünglich war sie jedoch ein praktisches Kleidungsstück für den ländlichen Alltag in den Alpen, denn sie besitzt alle für die Lederhose typischen Vorteile. Eine ausgesprochene Motorradlederhose hingegen ist tatsächlich nur für diesen einen Zweck gedacht und darauf ausgelegt.

Lederhose für den Proll
Wenn es wild und ein bisschen prollig sein darf… (Bild: irgendein(e) Wollny)

Universell hingegen sind Lederhosen in Jeansschnitt und auch solche, die wie herkömmliche Hosen aus Stoff geschnitten sind. Solche Stücke sind universell tragbar: Ich zum Beispiel besitze je eine braune und schwarze Lederhose im Jeansschnitt und eine braune im normalen Hosenschnitt. Zum Motorradfahren eignen sich die schwarzen Lederjeans am besten, aber nur weil sie farblich am besten zu schwarzen Stiefeln und schwarzer Motorradjacke passen. Funktional sind die beiden anderen genauso gut.

Natürlich schützen Dich Lederjeans bei einem Sturz nicht so gut wie eine ausgesprochene Motorradlederhose. Sie sind aber dennoch besser als eine Stoffhose. Und rein optisch passen sie alle Mal zu Lederjacke und Stiefeln. Der zusätzliche Vorteil: Man kann sie nicht nur zum Motorradfahren tragen.

Wetterfest und strapazierfähig

Leder ist zwar nicht wasserdicht, aber doch recht wasserabweisend. Meine Lederhose lässt nicht gleich durch, wenn ich mal ein Stück mit dem Motorrad durch den Regen fahre. Winddicht ist sie auf jeden Fall. Das bewährt sich außer auf dem Motorrad auch auf dem Hochsitz bei der Jagd. Ich bin auch schon mal eineinhalb Stündchen bei feuchtem Schneefall auf einer offenen Leiter auf Rehwild angesessen, ohne dass die Lederhose an den Oberschenkeln durchgelassen hätte.

…oder rustikal und ein wenig seriöser: Eine Lederhose geht (fast) immer (Bild: irgendein(e) Wollny)

Zumindest meiner Empfindung nach sind meine Lederhosen etwas wärmer als Jeans. Auch das ist ein Vorteil wenn es zieht oder kalt ist. Etwas problematisch wird es aber in der warmen Jahreszeit. Wenn die Temperaturen mal 25° oder darüber erreichen, wird mir die Lederhose dann doch etwas warm. Aber dann sind eigentlich auch kurze Hosen angesagt. Naja, und, o. k., eine robuste Lederhose ist recht schwer. Aber mann gewöhnt sich daran.

Mit einer Lederhose kannst Du dich beispielsweise auch auf der Jagd mal in den Schnee knien, sogar in den nassen. Das ist geschickt, wenn Du ein geschossenes Stück gleich im Revier auf dem Boden aufbrichst.

Bei der Jagd saut man sich leicht die Hose ein. Kein Beinbruch, eine Lederhose lässt sich problemlos mit einem feuchten Lappen abwischen (Bild: B.W.)

Apropos Aufbrechen: Bei den alten Jägern galt es, die Rote Arbeit so zu verrichten, dass man sich nicht mit Schweiß (Blut) einsaute. Unter dem Jagdanzug trug man Hemd und Krawatte und sogar die Manschetten mussten sauber bleiben; die Ärmel aufzukrempeln, gehörte sich nicht. Andere Zeiten, andere Sitten: Ich neige dazu, mich bei diesem Geschäft einzusauen. Speziell die Hose bekommt da öfter etwas ab. Eine Stoffhose ist dann ein Fall für die Waschmaschine; bei der Lederhose reicht ein nasser Lappen.

Ich neigte ja schon als kleiner Junge dazu, mich ständig dreckig zu machen. Das ist bis heute nicht anders geworden. Wenn ich Elfie für einen Austritt aus ihrem Stall hole, lasse ich mich öfter mal auf ein Knie nieder, um Öl nachzufüllen. Und der Boden meiner Schrauberbude, in der Elfie wohnt, ist natürlich dreckig – und hinterher auch das Hosenkine. Jeans: Waschmaschine. Lederhose: nasser Lappen.

Die lederne Hose im Alltag

Solange es nicht gerade so richtig sommerlich heiß ist, trage ich meistens eine Lederhose. Oft genug bin ich ja sowieso mit dem Motorrad oder im Wald unterwegs. Aber auch in der Stadt oder in der Kneipe kann man sich jederzeit in einer Lederhose sehen lassen. Wenn es kälter ist, trage ich zur Lederhose gerne einen hellen Pullover und einen anthrazitfahrenden Lodenjanker. Soll es nicht so trachtig sein, geht auch eine beliebige andere warme Jacke.

Auch die kurze alpenländische Trachtenlederhose ist eigentlich ein funktionales Kleidungstück (Bild: Historisch)

Solange eine Lederhose neu ist, ist ihre Oberfläche rau, ähnlich wie Wildleder. Das sieht recht elegant aus. Deswegen schone ich eine neue Lederhose zunächst und trage sie nur, wenn es etwas gediegener sein darf. Wenn dann die Oberfläche der Hose glatt, speckig also, wird, kommt das gute Stück in den rauen Betrieb. Wenn die Lederhose speckig geworden ist, sieht sie bei der Jagd und auf dem Motorrad erst richtig zünftig aus. Man kann man sie aber durchaus auch noch jederzeit tragen, zumindest wenn man sich ein rustikales Image gibt. Zum Jackett – grober Tweet und Loden im Trachtensstil mal ausgenommen – eignet sich dann aber doch eine ordentliche Jeanshose eher.

Eine neue Lederhose kaufen

Gut, eine vernünftige Lederhose ist nicht ganz billig. 200 € oder sogar etwas mehr wirst Du schon in die Hand nehmen müssen. Dafür hält sie aber auch lange, deutlich länger als eine andere Hose.

Motorradfahrer in Leder
Der Gusseiserne Schorsch war außen meist aus schwarzem Leder: Der legendäre BMW-Rennfahrer Schorsch Meier will es bei der Classic-TT auf der Isle of Man 1989 noch einmal wissen (Bild: Agljones/Lizenz: PD)

Wenn Du Dir eine neue Lederhose kauft, gibt es einiges zu beachten. Zunächst einmal achte ich darauf, dass die Hose ein Baumwollfutter hat. Wenn das Futter nämlich aus Kunstfaser ist, fange ich an zu schwitzen, sobald mal die Außentemperatur über +10° C geht. Ein ausknöpfbares Futter ist auch kein Fehler. Das kannst Du nämlich waschen.

Hosen aus Leder dehnen sich beim Tragen erheblich! Eine neue lederne Hose musst Du daher so eng kaufen, dass Du sie gerade so eben, eben noch angezogen und zugemacht bekommst. Das ist etwa eine Jeans-Bundweite (in Zoll angegeben) kleiner als die Größe, die Dir sonst passt.

Neue Lederhosen haben – jedenfalls da wo ich sie kaufe – überlange Hosenbeine, die man selbst auf die passende Länge abschneidet. Aber aufgepasst: Das darfst Du bei einer neuen Lederhose auf keinen Fall sofort tun! Je mehr sich die Hose nämlich beim Tragen dehnt, desto weiter kannst Du sie hochziehen. Und dabei werden dann die Hosenbeine kürzer. Deswegen schlägst Du die Hosenbeine einer neuen Lederhose zunächst nur um und fixierst sie innen mit Textilkleber. Erst wenn die Hose richtig sitzt und sich nicht mehr dehnt, schneidest Du sie auf die endgültige Länge ab.